Eine neuerliche Berechnung veranlaßte ihn jedoch,
die zuvor gemachte Aussage für falsch zu
erklären und sie zurückzuziehen.
Wenige Jahre später stellte ein österreichischer
Beamter, Joseph Morstadt, fest, daß Bessels
Rücknahme falsch war und daß der Komet
in Wirklichkeit die fünfte Wiederkehr des Kometen
von 1772 darstellte.
Morstadt bat Wilhelm von Biela zu Beginn des Jahres
1826 nach dem Kometen Ausschau zu halten.
Als er den Kometen schließlich entdeckte, wurden
ausreichend Daten gewonnen, um seine Bahn genau
zu vermessen:
Er hatte eine Periode von 6,62 Jahren.
Er bewies, daß Morstadts Annahme richtig war,
und Bessel beim ersten Mal recht hatte.
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Wilhelm von Biela
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Bei einer späteren Wiederkehr (1846) war der
Komet von einem kleinen Nebelfleck begleitet,
der sich zu einem zweiten Kometen entwickelte.
Offensichtlich hatte sich der Komet geteilt, und die
beiden Teile liefen im Abstand von 240 000 Kilometern
nebeneinander her.
Als der Doppelkomet 1852 wieder beobachtet wurde,
hatten sich beide Teile auf 2 Millionen Kilometer entfernt.
Bei der übernächsten Wiederkehr war aber
nichts mehr da!
Obgleich alle geeigneten Observatorien angestrengt
ihre Instrumente zur Suche einsetzten, fand niemand
etwas - er war einfach "verschwunden".
Im November 1872 sollte die Erde die alte Kometenbahn
schneiden, und tatsächlich zeigten sich die
Bruchstücke des Kometen als ein gewaltiges
Sternschnuppenspektakel.
Es konnte kein Zweifel mehr daran bestehen, daß
der Komet Biela zerbröselt war und als Meteorstrom
(Adromediden) weiter seine Bahn zog.
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Die beiden Komponenten des Kometen Biela
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Ein vollständiger Artikel erschien im
Heuchelheimer Himmeslfähnchen, Ausgabe 1/1997.
Shoemaker-Levy 9
Einer der interessantesten Kometen der 1990er Jahre war
Shoemaker-Levy 9, der im Juli 1994 mit Jupiters Atmosphäre
kollidierte:
- Vermutlich 1929 wurde dieser Komet von Jupiter aus dem
äußeren Sonnensystem eingefangen (bei geeigneter
Konstellation mit der Sonne) und in eine elliptische
Umlaufbahn gebracht.
- Die Bahn hatte eine Periode von ca. 2 Jahren und wurde immer
wieder so gestört, daß der Komet im Sommer 1992
auf 1.6 Jupiterradien dem Planeten nahe kam.
- Die starken Gezeitenkräfte (Rochegrenze) zerlegten den
Kern, der einen Durchmesser von 3-5 km besaß, in 21
sichtbare Brocken.
- Die Brocken liefen nun alle auf der gleichen Bahn und machten
den Eindruck eines jeweils eigenständigen Kometen
(Schweifbildung).
- Aus Bahnberechnungen stellte sich heraus, daß sich
diese Fragmente auf Kollisionskurs mit Jupiter befanden:
Der folgende Jupiter-nächste Punkt der Bahn (Periovium)
lag innerhalb des Jupiterradius.
- Aus der Länge der Kette, Anzahl der Trümmer und
deren Größen liessen sich weitere Eigenschaften des
Kometen herleiten: Dichte, innere Festigkeit, Zusammensetzung
u.a.
- Im Juli 1994 schlossen die Brocken mit einer Geschwindigkeit
von ca. 60 km/s in die Jupiteratmosphäre hinein und
hinterließen Einschlagsspuren, die mehrere Wochen
sichtbar blieben.
- Die Gasfontäne schloß mehr als 3000 km über
die Wolkenschicht des Planeten hinaus; die großen sichtbaren
"Löcher" hatten etwa die Ausmaße der Erde.
- Aus den Impakten der Kometenkörper und deren Abklingzeit
konnten weitere Informationen gewonnen werden: Drücke,
Energien, Wellenphänomene usw.
Rosetta-Mission
Zu den ehrgeizigsten Projekten der letzten Jahre gehört
die Rosetta-Mission der ESA, bei der ein Komet von einer
Forschungssonde direkt angeflogen werden soll:
ein Orbiter und ein Lander.
Der ursprünglich als Ziel vorgesehene Komet 46P/Wirtanen
mußte wegen Startproblemen der Trägerrakete Ariane-5
verworfen werden;
als neues Ziel wurde der Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko
(kurz: 67/C-G) ausgewält.
Der Start ist für den März 2004 vorgesehen,
Ankunft beim Kometen: vermutlich im Jahre 2015.
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67P/C-G ist allerdings größer als Wirtanen,
sein Durchmesser beträgt etwa 3 km.
Dies könnte für die Landung einige Schwierigkeiten
bedeuten, weil die Schwerkraft des Kometen die landende
Sonde mit einer sehr viel höheren Kraft anziehen wird,
als ursprünglich vorgesehen.
Die Umlaufsperiode des Kometen um die Sonne ist 6.57 Jahre,
das Perihel bei 1.3 AE.
Weitere Informationen zum Stand der Mission auf der
Rosetta-Homepage der ESA.