Kometen als Omina



Sidus Iulium, 44 BC

Nach der Ermordung Julius Caesars im Jahre 44 BC, ließ sein Nachfolger, Kaiser Augustus (63 BC - AD 14), zu Ehren seines Vorgängers athletische Spiele im Monat Juli veranstalten. An ihrem ersten Tag erschien ein heller Komet am Nordhimmel und war sieben Tage lang abends sichtbar. Augustus erklärte diesen Kometen als die Seele Julius Caesars, die zu den Göttern wanderte. Dies hatte weitreichende Folgen: Der römische Senat ließ sich von der Unsterblichkeit Caesars überzeugen und verlieh ihm posthum ebenfalls den Status eines Gottes. Es wurde ferner eine Silbermünze geprägt, die kopfseitig das Bild von Augustus zeigte und rückseitig einen strahlenden Stern mit einem Kometenscheif sowie der Aufschrift "divus iulius."


Montezumas Komet, 1517

Unter den Azteken galt Quetzalcoatl als ein legendärer Held. Bevor er einst mit einem Floß nach Osten segelte, versprach er wiederzukommen und Anspruch auf sein Land zu erheben. 1502 wurde Montezuma II Herrscher über das Aztekenreich und regierte, wie schon seine Vorgänger, mit blutrünstiger Hand (Menschenopfer, Kriege). 1517 erschien ein Komet, hell wie "eine Feuersäule". Ihm wurde ein böses Omen vorhergesagt mit Tod und dem Zerfall seines Reiches. Montezuma geriet in Angst, ließ seine Wahrsager qualvoll hinrichten und strafte die Bevölkerung mit noch grausameren Ritualen und Opferungen. Zwei Jahre später landeten die spanischen Konquistadores, angeführt von Hernán Cortés, an der Ostküste. Mit ihren Feuerwaffen, Jagdhunden und unbezwingbarer Gier nach Gold marschierten sie auf die Hauptstadt des Aztekenreiches. Schon die ersten Berichte über fremde Leute überzeugten Montezuma, daß jene prophetische Ankündigung von Quetzalcoatl eintreten würde. Er schickte den Spaniern Gold entgegen, um sie milde zu stimmen, doch diese wurden davon noch gieriger. Schließlich übergab er ihnen die Hauptstadt ohne jegliche Gegenwehr. Die Spanier zerstörten alles und brannten das gesamte Reich nieder. Zum Verhängnis wurde eine selbst-erfüllende Prophezeiung.


Kometenhysterie, 1910

Die Wiederkehr des Halleyschen Kometen im Jahre 1910 sah einen recht nahen Vorübergang an der Erde vor. Diverse Zeitungen ließen sich die Gelegenheit nicht nehmen, auf der ersten Seite gleich Horrorszenarien rund um einen Zusammenstoß auszumalen. Darüber hinaus sollte der Schweif die Erdatmosphäre streifen. Um die Sache schlimmer zu machen, hatten Astronomen kurz zuvor das giftige Gas Cyan im Spektrum des Schweifes entdeckt, was von einigen geschäftstüchtigen Scharlatanen sogleich aufgegriffen wurde: Auf dem Markt erschienen Anti-Kometen-Pillen, Inhaliergeräte, Zaubertüten, und die Preise für Gasmasken stiegen sprunghaft an. Die Mehrheit der Bevölkerung war freilich schon aufgeklärt genug, als daß sie an einen Weltuntergang glaubte. Dennoch sollten Kometensekten sogar zu jüngeren Ereignissen von sich reden machen...



Der Halleysche Komet  
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